175 Jahre Zukunft

Bewährtes bewahren und Neues wagen

Im Jahr 1848 fassten fünf junge Frauen in Ehingen an der Donau den Entschluss „Gott in der leidenden Menschheit zu dienen“.
In unübersichtlichen und schwierigen Zeiten wandten sie sich vor allem Menschen zu, die sich ausgeschlossen, benachteiligt und abgewertet vorkamen. Aus diesem ersten Anfang entwickelte sich unsere heutige Gemeinschaft.

1848 deutete noch wenig auf eine weltweit tätige Gemeinschaft hin. Zunächst von ihren Elternhäusern aus, pflegten die fünf Schwestern arme und verlassene Kranke, überbrückten familiäre Notlagen, indem sie für erkrankte Mütter einsprangen und Haushalt und Kinder versorgten.   

Die Frauen lebten nach der Regel des klösterlichen Dritten Ordens des Heiligen Franziskus; der Bischof von Rottenburg gab der Gemeinschaft erste Statuten. Damit war sie die erste Ordensneugründung im Königreich Württemberg nach der Säkularisierung. Das Engagement nahm Fahrt auf, der Bedarf war hoch und der Zuspruch groß: 1875 wirkten bereits 125 Professschwestern in 22 Niederlassungen. Sie kümmerten sich um Kranke, übernahmen die Kleinkinderschule und erteilten Handarbeitsunterricht. Es folgten die Eröffnung eines Krankenhauses in Ravensburg, einer Heil- und Pflegeanstalt in Heggbach sowie die Übernahme des Kneipp-Sanatoriums Jordanbad. 
 

Krankendienst wird ausgedehnt und international  
Das erste Haus für Kinder mit geistiger Behinderung eröffneten die Franziskanerinnen von Reute 1911 in Ingerkingen; ein kinderloses Ehepaar hatte Haus und Hof dafür gestiftet. Weitere Meilensteine waren die Eröffnung eines Kindergärtnerinnenseminars in Ulm 1918 und die Gründung einer land- und hauswirtschaftlichen Töchterschule in Ochsenhausen. Bildung und Ausbildung junger Frauen nahmen die Schwestern früh in die Hand!  

1940 erlebten die Franziskanerinnen von Reute mit 1.786 Schwestern in 276 Filialen den Höchststand in der Geschichte.  

1964 schließlich entsendete die Generaloberin Mutter M. Magdalena Kiem die ersten fünf Schwestern nach Übersee: Das Ziel war die indonesische Insel Sumatra. Hier begannen sie, sich in der Krankenpflege, in der Geburtshilfe und der Aufnahme von Waisenkindern zu engagieren. Sie fanden einheimische Frauen, die sich ihnen anschlossen und ebenfalls den Auftrag „Gott in der leidenden Menschheit zu dienen“ erfüllten. Heute leben 157 indonesische Schwestern im Orden, der am 17. Juni 2023 als „Kongregasi Suster Fransiskanes Sibolga OSF“ eigenständig wird.  

 

Begegnung als erweiterter Dienst an den Menschen  
In den Filialen außerhalb von Reute sind die Schwestern zunehmend als Gemeindereferentinnen und Seelsorgerinnen gefordert. Die ehemals schwesterngebundene Krankenpflege geht schrittweise in zivile Ausbildungsberufe über. Die Möglichkeit klösterliches Leben für Außenstehende zu erleben, gibt es direkt in Reute. Zusätzlich schaffen die Franziskanerinnen gemeinsam mit den Kapuzinerbrüdern ein ähnliches spirituelles Angebot in Stühlingen am Rande des Schwarzwaldes, auch dort gibt es bis 2022 die Gelegenheit, im Kloster mitzuleben.  

1992 fliegen die ersten Schwestern in den Nordosten Brasiliens, wo bis heute eine vierköpfige Gemeinschaft Kinder und Familien in schwierigen Verhältnissen begleitet. Parallel verändert sich in Deutschland das Gesundheitswesen rasant: 1997 gründen Stadt und Landkreis Ravensburg den Klinikverbund Oberschwabenklinik (OSK), acht Jahre später gibt der Orden seine Anteile am St. Elisabeth-Krankenhaus dort hinein.   

Mit der Gründung der St. Elisabeth-Stiftung wurde im Jahr 2000 eine eigenständige Organisation für die Einrichtungen des Ordens geschaffen.
  

175 Jahre Zukunft  
In den Jahren danach richten die Franziskanerinnen von Reute den Blick auf die Zukunft der Gemeinschaft. 2016 initiieren sie einen Visions- und Zukunftsprozess, der 2020 in das Klosterbergprojekt mündet. Im September 2022 wird der Baubeginn für die umfassende Sanierung und Neugestaltung des Klosterbergs in Reute gefeiert. Der Blick der Schwestern ist stets auf den nächsten Schritt gerichtet. Die Zuversicht gründet auf einem tiefen Glauben, ohne den manch „unmögliches Vorhaben“ erst gar nicht angegangen worden wäre. Neues zu wagen ist eine herausragende Eigenschaft der Gemeinschaft, die sich künftig deutlich auf die oberschwäbische Heimat fokussiert und auf dem Klosterberg Reute einen Ort schafft, an dem Menschen zusammenkommen können: einfach offen und nah.  

 

175 Jahre voller Aufbrüche und Veränderungen im Geist des heiligen Franz von Assisi. 175 Jahre gestaltete Gegenwart im Blick auf eine erwartungsvolle Zukunft im Namen Gottes, an der Seite der Menschen. Auf diese Jahre blicken wir dankbar zurück und schauen gegenwärtig in die Zukunft.

1848 Fünf Frauen schließen sich zusammen, um “Gott in der leidenden Menschheit” zu dienen

1852 Kirchliche Konstituierung

1854 Erste Niederlassung in Ulm

1861 39 Professschwestern, Mutterhaus in Schwäbisch Hall

1867 Bezug des Mutterhauses in Biberach

1870 Bezug des Klosters in Reute

1885 Niederlassung in Heggbach

1888 Übernahme Jordanbad

1903 Übernahme von St. Joseph, Altshausen, Niederlassung in Ingerkingen

1910 Erster Spatenstich für das neue Mutterhaus; 732 Professchwestern, 134 Filialen

1912 Einweihung Mutterhaus

1914 Erstmals mehr als 1000 Ordensmitglieder

1925 Krankenpflegeschule in Ravensburg wird eingerichtet

1930 1498 Professchwestern, 251 Niederlassungen

1939 Kriegsbeginn, Arbeiter aus dem Kloster werden eingezogen

1945 SS zieht aus dem Kloster ab

1948 100-jähriges Ordensjubiläum

1951 Rückgabe und Renovierung des Mutterhauses

1964 Aufbruch in die Mission nach Indonesien

1972 Zweite Missionsstation in Indonesien

1982 Einweihung Maximilian Kolbe-Haus

1983 Kloster zum Mitleben in Stühlingen

1991 Vier Schwestern werden nach Hoyerswerda entsandt

1992 Gründung Mission in Brasilien

2000 Übergabe aller Einrichtungen an die St. Elisabeth-Stiftung, 468 Professschwestern in Deutschland, 57 in Indonesien

2003 600 seit Beginn der Franziskanerinnen-Klause in Reute

2016 Start des Visions- und Zukunftsprozesses

2017 250 Jahre Seligsprechung der Guten Beth

2019 Abschied aus dem Jordanbad

2020 Beginn Klosterbergprojekt

2021 Umsetzungsbeschluss Klosterbergprojekt

2022 30 Jahre Mission in Brasilien, Beschluss Selbstständigkeit Indonesien, Baubeginn Klosterbergprojekt

2023 Vollzug der Selbstständigkeit Indonesien, 750 Jahre Ordensgründung

Jubiläumsfest am 2. Juli 2023

Am Sonntag, 2. Juli feiern wir unser Jubiläum mit einem Festgottesdienst und anschließender Begegnung auf dem Klosterberg. 

10:30 Festgottesdienst mit Domkapitular Thomas Weißhaar 

Anschließend: Festrede und Grußworte: 

  • Ministerin Nicole Razavi MdL für die Landesregierung  von Baden-Württemberg; 
  • Landrat Harald Sievers, Ravensburg; 
  • Oberbürgermeister Matthias Henne, Bad Waldsee 
  • Oberbürgermeister Alexander Baumann, Ehingen/Donau 
  • Heike Engelhardt MdB, Ravensburg; 
  • Weihbischof Matthäus Karrer, Rottenburg 

12:30 Gemeinsames Mittagessen im Festzelt, anschl. Kaffee und Kuchen 

14:00 Mittag der Begegnung 

  • Kloster- und Baustellenführungen durch das Mutterhaus 
  • Führung durch den Kräutergarten 
  • Führungen zur Guten Beth in der Pfarr- und Wallfahrtskirche 
  • Missionstag 
  • Kinderprogramm im Klostergarten 
  • 16:30 Liturgischer Abschluss im Festzelt 

Anmeldung: veranstaltung@kloster-reute.de